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26.05.2017 09:44 Alter: 7 yrs
Kategorie: Bauamt

Mulchen von öffentlichen Graswegen


Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, sehr geehrte Landwirte,

auch in diesem Jahr möchten wir an die Bewirtschafter appellieren, das

Mulchen öffentlicher Graswege
und Ackerrandstreifen in der Feldflur

über Mitte Juni hinaus zu verzögern.

Der Feldversuch in der Gemarkung Kirberg unter Beteiligung von Landwirten und Naturschützern im vergangenen Jahr führte aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse zu keinem verwertbaren Ergebnis mit einer belastbaren Auswertung der durchgeführten Maßnahmen.

Wir möchten an dieser Stelle abermals darauf hinweisen, dass die landwirtschaftlichen Nutzer eine wesentliche Rolle beim Erhalt und der Förderung der Artenvielfalt der heimischen Vogel- und Insektenwelt spielen.

Der Bestand der heimischen Vögel ist in den vergangenen Jahren nach aktueller Einschätzung von anerkannten Ornithologen um 80 % gesunken und soll in den folgenden Jahren jährlich um jeweils 1 % weiter abnehmen.

Brachflächen, Graswege und Wegeböschungen können je nach Lage und Artenzusammensetzung ein wichtiger Lebensraum „auf Zeit“ sein und Nahrungsquellen und Deckung bieten. Leider wird eine nicht annähernd abschätzbare große Zahl an Kleintieren, Spinnen und Insekten beim Mulchen regelmäßig kleingeschreddert. Dies hat deutliche Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Individuenzahl und wirkt sich letztlich auf das Nahrungsangebot für unsere Vögel aus.

Hinzu kommt, dass Imker in den letzten Wochen katastrophale Winterausfälle bei ihren Bienenvölkern melden– man geht laut Medienberichten von über 50% aus.

Generell wird das seit Jahren auch in Deutschland zu beobachtende Bienensterben neben den bereits bekannten Ursachen - v.a. Pestizideeinwirkung und Befall mit Schadorganismen wie der Varroa-Milbe – auch in Verbindung gebracht mit dem über weite Strecken des Sommers nicht ausreichend in der freien Feldflur vorhandenen Nahrungsangebot. In den ersten warmen Wochen  des Jahres wachsen in den Bienenstöcken tausende junger Bienen heran. Im April und der ersten Maihälfte stehen Bäume und Sträucher, Felder und Wiesen in voller Blüte, so dass die Bienen reichlich Nahrung finden können.

Dies ändert sich gegen Ende Mai jedoch schlagartig: Die Blütezeit auf den Feldern (z.B. Raps) und in den Wäldern ist vorbei. Die Wiesen sind in der Regel gemäht, bevor Wiesenkräuter und Gräsern zum Blühen kommen können . Für die Bienen wird nun die Nahrung knapp und in den Sommermonaten sind sie häufig großer Hungersnot ausgesetzt.

Der Nahrungsmangel für Bienen und Insekten gilt somit bei vielen Imkern als eine der Hauptursachen für die Bienenverluste in Deutschland.

Durch ein Verschieben der Mulchzeiten unserer Graswege und vor allem der Feldrandstreifen  soll das Nahrungsangebot für Bienen und andere honigsaugende Insekten um einige Wochen verlängert werden.
Wir alle sollten uns bewusst machen, dass ein Drittel der menschlichen Nahrung heute unmittelbar von der Biene abhängt, dem wichtigsten Pflanzenbestäuber.

Von dem Feldversuch an einem Grasweg in Kirberg hatten wir uns z.B. Erkenntnisse darüber erhofft, wieweit das Ausblühen und die Selbstaussaat von Kräutern z.B. durch frühzeitiges Abmähen des überständigen Grases (Hochmahd) gefördert werden kann.

Wir haben fest vor, weiterhin mit unseren Landwirten und Naturschützern an dem Thema zu arbeiten, um für Hünfelden Pflegestandards für unsere Graswege und Feldraine zu entwickeln.

Eine Erhöhung der Biotopvielfalt in unserer Landschaft sollte im Interesse aller liegen!

Bei Rückfragen steht Ihnen aus der Bauverwaltung unser Umweltbeauftragter Michael Becker unter der Tel.Nr. 838-38 gerne zur Verfügung.

Der Gemeindevorstand

Silvia Scheu-Menzer, Bürgermeisterin