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15.03.2017 11:10 Alter: 7 yrs
Kategorie: Rathaus

Bürgerinnen und Bürger errichten gemeinsam mit Flüchtlingen einen Krötenschutzzaun in Heringen


Die vielen fleißigen Helfer, die sich an der Amphibienschutzaktion beteiligt haben, bekamen Besuch von Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer

Ein gelungenes Projekt mit internationaler Unterstützung

Alle möglichen Wanderwege der Amphibien galt es zu sichern

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

in einer Zeit, in der global das Credo „Ich zuerst“ die Denkrichtung vielerorts zu bestimmen scheint,  freut es mich sehr, Ihnen über ein zwar kleines, aber sehr positives Gemeinschaftsprojekt aus unserer Gemeinde berichten zu können.

In einer beispielhaften gemeinsamen Aktion haben Anfang April Mitglieder des Angelsportvereins ASV Heringen, der NABU Ortsgruppe Hünfelden, einige „unorganisierte“ BürgerInnen  sowie etliche der in Heringen lebenden Flüchtlinge einen Amphibienschutzzaun errichtet. Insgesamt waren ca. 25 Menschen an dem samstäglichen Einsatz beteiligt. Die Verpflegung in Form einer stärkenden Gulaschsuppe wurde dankenswerterweise beigesteuert vom örtlichen Schornsteinfeger Ralf Grellmann.
Der gelungenen Aktion gingen wochenlange Vorbereitungen der Beteiligten voraus. Vor einigen Wochen war zu diesem Zweck bereits unter Mitwirkung und Teilnahme der Gemeinde gemeinsam mit dem ASV Heringen und der NABU-Ortsgruppe eine „Amphibienschutzinitiative“ ins Leben gerufen.
Fortan war Material zu besorgen wie ca. 800 m Amphibienschutzzaun, Fangeimer, Spanndrähte usw.usf. Auch musste ein Einsatzplan für die Freiwilligen erstellt wer-den, die sich bereit erklärt hatten, die Fangeimer regelmäßig morgens und abends zu kontrollieren und die „gefangenen“ Kröten auf die andere Talseite zu ihrem Laichgewässer zu bringen – denn mit der Errichtung des Schutzzaunes und der Unterbre-chung der Wanderwege wurde es sofort „ernst“.

Worum geht es genau?

Konkret geht es um einen 650 m langen Streckenabschnitt entlang des bewaldeten Hanges „Wingertsberg“ an der Kreisstraße K503 zwischen dem Ortsteil Heringen und der Bundesstraße B417.
Die Waldfläche dient als Überwinterungsquartier für viele Amphibien, v.a. Erdkröten.
Auf der Frühjahrswanderung zu den westlich gelegenen Laichgewässern (mehrere Fließgewässer/Entwässerungsgräben sowie die Teichanlage „Am Bruch“) kommen seit Jahren sehr viele Tiere auf der Kreisstraße zu Tode. Teilweise Entlastung wurde geschaffen durch einzelne BürgerInnen, die unter hoher Gefahr nachts Amphibien von der Straße in Eimern sammelten und auf die westliche Talseite brachten.
Sowohl die örtlichen Aktiven vom ASV Heringen und der NABU-Ortsgruppe als auch die Gemeindeverwaltung hatten vor dem Hintergrund, dass die jährliche Anzahl der getöteten Amphibien in die Hunderte ging und bereits ein Bestandsrückgang festge-stellt werden konnte, einen dringenden Handlungsbedarf erkannt.


Anstehende Sanierung der Kreisstraße:

Ab 3. April bis Ende Juli 2017 wird die Kreisstraße K503 zwischen Heringen (Höhe Parkplatz am Ende des Waldstückes Wingertsberg) und der B 417 saniert und wird in diesem Zeitraum voll gesperrt sein. In dieser Zeit sollen die Amphibienschutz-Maßnahmen, die sich zwar außerhalb des Sanierungsbereiches der Kreisstraße, aber innerhalb des für die Dauer der Sanierung total gesperrten Straßenabschnittes befinden, zur Umsetzung kommen.

Was ist geplant?

Es sollen einige wenige Tunnel – möglichst an den Schwerpunkten des Krötenwechsels – in den Straßenkörper eingebaut werden in Verbindung mit beidseits orts-fest eingebauten Fertigelementen an den Einmündungen. Aufgrund der steilen Böschungsprofilierung und des sehr schmalen Bankettes werden als dauerhafte Lösung voraussichtlich Amphibienleiteinrichtungen aus Kunststoff-Recyclingplatten an der Hang- bzw. Waldseite (=Überwinterungsquartier) das Mittel der Wahl zu sein.

Neben dem Hin- soll auch der Rückzug der Amphibien im Frühjahr entlang des Straßenböschungsfußes zu den Tunnelquerungen gelenkt werden – auf der Talseite aller Voraussicht nach mit einem mobilen Amphibienzaun.

Beteiligte Behörden:

Das Amphibienschutzprojekt wird fachlich unterstützt von der Oberen Naturschutzbehörde beim RP Gießen und der Kreisstraßenverwaltungsbehörde beim Landkreis Limburg-Weilburg, die bereits gemeinsam das Amphibienschutzprojekt in Bad Camberg-Dombach umgesetzt haben.

Die Verwaltung stimmt die anstehenden Maßnahmen, deren Finanzierung und Rea-lisierung aktuell mit der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Gießen ab. Der RP übernimmt die Vermessungsarbeiten sowie die Planung und Ausschreibung in einem freihändigen Vergabeverfahren.

Voraussichtliche Kosten, Finanzierung:

Die Gemeindevertretung hat 50.000 € für die Amphibienschutzmaßnahmen als Vorleistung der Gemeinde und 40.000 € als erwartete Zuwendungen beschlossen und in den diesjährigen Haushalt eingestellt.

Feste Zusagen zur finanziellen Unterstützung des Projektes gibt es bereits vom RP Gießen (Ersatzgeld aus Windparkprojekt), der Naturlandstiftung sowie vom BUND Kreisverband Limburg-Weilburg. Wegen weiterer Zuwendungen laufen aktuell noch Anfragen.

Für den beispiellosen Einsatz für unsere Amphibien und die Einbindung unserer neuen Mitbürger aus Afghanistan, Eretria, Pakistan und Syrien möchte ich allen Beteiligten sehr herzlich danken – namentlich insbesondere Volker Conrad vom ASV Heringen sowie Wieland Buchner vom NABU Ortsgruppe Hünfelden.

Erste Rückmeldungen der fleißigen Krötensammler über einen Sammelerfolg von immerhin 300 Kröten nach nur 5 Tagen bestätigen, dass sich der Einsatz bereits gelohnt hat.

Sollten Sie Fragen zu unserem Amphibienschutzprojekt haben, können Sie sich gerne an unseren Umweltbeauftragten im Rathaus, Herrn Michael Becker, Tel. 06431/838-38, wenden.

Hünfelden, den 10.03.2017
Der Gemeindevorstand

Silvia Scheu-Menzer, Bürgermeisterin