Kirberg

Foto von Horst Rado
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Flecken mit einer evangelischen Pfarrei. Vor dem Jahre 786 waren drei Mansen mit ebenso vielen Huben in Bubenheim an die Abtei in Hersfeld in Hessen gekommen. Eine weitere Urkunde von 1336 offenbart uns, daß unter dieser Schenkung auch die Fronhube in Kirchdorf und aller Zehnte daselbst und zu Sindersbach und Bubenheim mit begriffen waren, welche die Grafen von Dietz von jener Abtei zu Lehen trugen. Zu gleicher Zeit mit Hersfeld mag auch Bleidenstatt hier zum Besitz seiner Huben und Gefälle gelangt sein, die das einzige zehntfreie Land sind.

Des letzteren Schirmherrn waren die Grafen von Nassau, die von ihm von alters her und noch 1465 mit der Vogtei Kirburg und einem Hubengericht daselbst belehnt wurden. Obgleich die Grafen von Dietz die Landeshoheit mit dem Blutbann hatten, so scheint doch diese geteilte Grundherrlichkeit dem Grafen Johann von Nassau-Merenberg Veranlassung gegeben zu haben, auch einen Teil der höheren Gerichtsbarkeit für sich in Anspruch zu nehmen. Es kam deshalb 1353 zu einer Fehde, die 1355 mit dem Vertrag endete, daß Dietz die Landeshoheit über Kirchdorf, Bubenheim, Sindersbach, Uren, Nuheim, Nestebach und die zwei Heringen an Nassau abtrat und beide nun eine Landesburg hier zu erbauen und einen gemeinschaftlichen Amtmann anzustellen beschlossen. So entstand die Gemeinschaft Kirberg, deren Hälfte 1388 mit der Grafschaft Dietz an die nassau-ottonische Linie überging und die mit Nassau-Saarbrücken bis 1806 im ungeteilten Besitz hier geblieben ist. Die gemeinschaftliche Amtmannstelle ging um 1560 ein und ihre Geschäfte zum Teil auf die beiden hiesigen Keller über.

In Kirberg auf der Spitze des isoliert stehenden Schalsteinfelsens, wo das Heidentum vermutlich schon einen heiligen Hain hatte, wurde eine der ersten christlichen Kirchen in der Gegend wahrscheinlich bald nach dem Jahr 790 erbaut, deren Sprengel alles umfaßt, was zwischen dem Dörsbach und der Weil und was zwischen der Lahn und der Höhe lag. Der Ort erhielt davon den Namen Kirchdorf. Das Andenken an dieses uralte Kirchspiel bewahrte das Ruralkapitel, das durch das ganze Mittelalter hier seinen Sitz und mit jenem gleichen Umfang hatte. Graf Gerhard von Dietz inkorporierte diese Kirche mit ihrem Zehnten dem Stift in Dietz, was sein Sohn 1308 bestätigt. 1355 brachen die Grafen Gerhard von Dietz und Johann von Nassau-Merenberg diese Kirche ab und erbauten auf deren Stelle eine Burg. Der Ort wurde nun erweitert, indem die Einwohner von Bubenheim und Sindersbach dahin überzogen, mit Mauern, Türmen und Gräben umgeben und zu einer Stadt erhoben.

Er verwandelte seinen Namen Kirchdorf in Kirchburg, woraus nachher Kirberg geworden ist. Wie lange die Burg bestand, ist nicht bekannt. Zu ihren Burgmännern gehörten die Spechte von Bubenheim, welche zu Anfang dieses Jahrhunderts ausstarben und welche beide vor der Burg ihre Burgsitze hatten, die von Reiffenberg bis 1593, von Heppenheft, an deren Stelle 1491 die Schütz von Holzhausen traten, von Heiden, von Bergen, genannt Kessel, von Ried und von Stein. Die Adeligen von Kirchdorf kommen 1337 und 1351 und die von Sindersbach von 1257 bis 1435 vor, wo sie ausstarben. Die Klöster Gnadenthal und Eberbach hatten Höfe hier. Starke Feuersbrünste verursachten dreimal kurz hintereinander große Verheerungen, als der Ort 1711 neu und regulär wieder erbaut wurde. Die jetzige Kirche wurde 1355 erbaut. Neben ihr besaß das Ruralkapitel ein eigenes Haus zur Aufnahme der sich jährlich versammelnden Geistlichen. Sie hatte vier Nebenaltäre mit ebenso vielen Altäristen. Um 1530 verbreitete sich die lutherische Lehre hier und 1555 wurde mit der Schule auch die Kapellanei errichtet, welch letztere bis 1818 bestanden. Den Kirchensatz hatten Nassau-Saarbrücken und Oranien-Nassau gemeinschaftlich. Hierin pfarrt das Dorf.

(Auszug aus "Die Geschichte des Herzogtums Nassau" von Christian Daniel Vogel)

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